Während draußen die Sonne scheint …
Ein Krankenhaus-Aufenthalt bedeutet für Kinder – je jünger desto mehr – einen dramatischen Einschnitt in ihr Leben. Und das Kind ist wenig oder gar nicht in der Lage, darüber zu reflektieren. Herausgenommen aus der vertrauten Umgebung. Mama und Papa nur zu Besuchszeiten da. Eine Krankheit die behandelt werden muss mit Spritzen und Infusionen. Schmerzen. Im Bett bleiben müssen, während draußen die Sonne scheint – und das manchmal für lange Zeit. Im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit steht der sensible Umgang mit dem kranken Kind, das bestimmt, wie nahe wir ihm kommen dürfen. Besonderes Augenmerk richten wir auf chronisch kranke und an Krebs erkrankte Kinder, die lange Zeit im Krankenhaus zubringen müssen und unseren Besuch oft bereits sehnlich erwarten.
Durch Frohsinn, Stegreifspiele und Zauberei entführen wir die Kinder in die Welt der Clowns und machen ihre Krankheit für Momente vergessen. Das größte Geschenk, das wir uns und den Kindern machen können, ist ein Lachen, denn es bringt den Kindern nicht nur körperliche Entspannung, es kann von Ängsten befreien, stärkt den Lebenswillen und unterstützt den körperlichen Genesungsprozess. Gerade in der Zeit, die Kinder im Krankenhaus zubringen müssen, ist es wichtig ihnen Freude und Ablenkung zu bringen. Dafür sind wir MediClowns da, Woche für Woche.
Bevor wir die Zimmer betreten, erkundigen wir uns beim Stationspersonal, zu wem wir gehen dürfen, worauf wir besonders achten müssen und welche Kinder besondere Zuwendung brauchen. Wenn dann auf unser Klopfen ein Herein ertönt, nehmen wir die Atmosphäre im Zimmer auf und richten unser Spiel darauf aus. Wir spielen grundsätzlich aus dem Stegreif und lassen uns so viel Zeit, wie das Kind braucht. Oft werden wir vom Stationspersonal direkt einbezogen, wenn Kinder nicht essen wollen, Schmerzen haben, besonderer Aufmunterung bedürfen, Heimweh haben … . Ein Arzt sagte uns nach einem Besuch bei einem kleinen Mädchen, dass Schmerzen hatte und dem es nach unserem Besuch wieder besser ging: „Ihr Clowns seid doch immer noch das beste Schmerzmittel.“.
Unsere Arbeit sehen wir als Ergänzung der medizinisch-therapeutischen Behandlung der Kinder. Manchmal ist das Zimmer heller und die zu tragende Last leichter geworden, wenn wir uns verabschieden. Schön ist es, dann in fröhliche Gesichter zu sehen und die Frage zu hören: “Wann kommt ihr wieder?”
Wir MediClowns kommen aus unterschiedlichen Berufen: von Sozialarbeiter und Angestellten über Mediziner und Heilpädagogin bis hin zum Schauspieler. Was uns vereint, ist die Lust an der Möglichkeit, die Welt aus der Perspektive des Clowns neu zu entdecken, andere an diesen Entdeckungen teilhaben zu lassen und das gemeinsame Ziel, Lachen auszulösen an einem Ort, der ansonsten wenig Anlass zur Heiterkeit bietet.
MediClown sein muss man erlernen und immer wieder üben …
Deshalb treffen wir uns mindestens einmal monatlich zum Training und zweimal pro Jahr zu einem Wochenendworkshop mit erfahrenen Clownstrainern und Pantomimen. In den Trainingseinheiten und Workshopmodulen üben wir unter anderem den sensiblen Umgang mit den kleinen Patienten, das Aufnehmen der Situation im Krankenzimmer, das situationsbedingte Zugehen auf die Kinder, den Umgang mit dem Spielpartner, das Entwickeln von kleinen Geschichten, Pantomime, arbeiten an der Clownsfigur, erlernen Basics des Clownsspiels, Stegreifspiele und vieles mehr. Ebenso arbeiten wir mit der Psychologin der Kinderklinik, zu Themen, die die Situation von Kindern und Eltern im Krankenhaus oder entwicklungsspezifische Besonderheiten in den verschiedenen Altersgruppen aufgreifen.
Bei aller Narrenfreiheit müssen Regeln sein …
Nur ausgebildete Clowns dürfen auf den Stationen spielen. Jeder MediClown nimmt regelmäßig an den vom Verein angebotenen Trainings und Workshops teil, um die Qualität seiner Arbeit zu garantieren. Er bildet sich stetig in seinen künstlerischen Fähigkeiten aber auch im theoretischen Fachwissen- wie medizinischem Vokabular, verschiedenen Krankheitsbildern, dem Umgang mit Schmerz und Tod etc. – weiter. Die Aufgabe des Clowns besteht darin, Patienten und deren Angehörige zu unterstützen, ihnen zu helfen, besser mit dem Aufenthalt in der jeweiligen Einrichtung umzugehen und somit den Genesungsprozess der Kinder zu fördern. Er integriert Humor, Lebensfreude, Phantasie und Spiel in den Klinikalltag und muss sich bewusst sein, dass er nicht nur das Wohlergehen des Patienten, sondern auch das der Angehörigen und des Klinikpersonals fördern kann.
Im Krankenzimmer nehmen wir die jeweilige Situation auf und gehen achtsam mit den Kindern um, denn es ist unabdingbar auf die von den Kindern festgelegten Grenzen zu achten und diese nicht zu überschreiten. Unser oberstes Gebot bei allen Aktivitäten ist die Sicherheit der Patienten. Wir verpflichten uns, dafür Sorge zu tragen, dass keine unserer Handlungen und Utensilien die Sicherheit der Kinder bzw. deren Angehörige gefährden. Die Clowns dürfen nicht im Krankenhaus spielen, wenn sie selbst erkrankt sind.
Der Clown ist für seine Aktivitäten innerhalb des Krankenhauses verantwortlich. Seine Arbeit basiert auf Respekt vor der Würde, der Persönlichkeit sowie der Privatsphäre des Patienten und dessen Familie, deshalb respektieren wir die Privatsphäre von Kindern und Eltern. Ebenso hält der Clown eine professionelle Diskretion und Vertraulichkeit gegenüber dem Patienten aufrecht. Die Schweigepflicht schließt alles ein, was ihm anvertraut wird, was er über den Patienten gelesen, gehört, gesehen oder verstanden hat. Der Clown äußert sich über keinerlei Daten des Patienten. Diskretion ist an allen Orten innerhalb und außerhalb der Klinik zwingend. Wünsche der Eltern respektieren wir.
Den Anweisungen des Stationspersonals leisten wir Folge. Unsere Arbeit verrichten wir immer mit Respekt vor der Arbeit des Klinikpersonals. Die jeweiligen Hygienevorschriften und Regeln auf den Stationen gelten selbstverständlich auch für uns Clowns und werden von uns befolgt.